Wenn die Blase nicht mehr mitmacht: Das können Versicherte bei Inkontinenz tun

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Inkontinenz betrifft viele Menschen, bleibt aber oft ein Tabuthema. Dieser Artikel zeigt, dass es zahlreiche Lösungen gibt – von einfachen Übungen bis hin zu medizinischer Unterstützung.
24.06.2025
Text: Sabrina Kreuzer
Inkontinenz ist weit verbreitet, aber für viele immer noch ein Tabuthema. Dabei betrifft sie in Deutschland rund 9 bis 10 Millionen Menschen – darauf möchte die Welt-Kontinenz-Woche im Juni aufmerksam machen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer: Während etwa 25 Prozent der Frauen Inkontinenz erleben, sind es bei Männern rund 11 Prozent. Vor allem nach Schwangerschaften oder in den Wechseljahren steigt das Risiko. Doch nicht nur ältere Menschen haben mit Blasenschwäche zu kämpfen – auch jüngere können betroffen sein.
Welche Formen der Inkontinenz gibt es?
Es gibt verschiedene Arten der Inkontinenz, die unterschiedliche Ursachen haben:
- Belastungsinkontinenz: Beim Niesen, Husten oder Lachen geht unkontrolliert Urin ab. Ursache ist meist eine Schwäche des Beckenbodens, oft nach Schwangerschaft oder Operationen.
- Dranginkontinenz: Die Blase meldet einen starken Harndrang, obwohl sie nicht vollständig gefüllt ist. Nervenschäden oder Blasenentzündungen können eine Rolle spielen.
- Mischinkontinenz: Eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz.
- Überlaufinkontinenz: Die Blase entleert sich nicht vollständig, sodass es zu unkontrolliertem Urinverlust kommt. Das tritt häufig bei Prostata-Problemen auf.
- Stuhlinkontinenz: Betroffene haben Schwierigkeiten, den Stuhlgang zu kontrollieren.

Ursachen und Risikofaktoren
Die Gründe für Inkontinenz sind vielfältig. Einige der häufigsten Ursachen sind:
- Schwangerschaft und Geburt: Durch die Dehnung der Beckenbodenmuskulatur kann es zu einer Blasenschwäche kommen.
- Hormonelle Veränderungen: In den Wechseljahren kann der sinkende Östrogenspiegel das Bindegewebe schwächen.
- Übergewicht: Mehr Gewicht bedeutet mehr Druck auf die Blase.
- Chronischer Husten: Raucherhusten oder Asthma können den Beckenboden belasten.
- Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose, Parkinson oder ein Schlaganfall können die Blasensteuerung beeinträchtigen.
- Operationen und Verletzungen: Eingriffe an der Prostata oder im Beckenbereich können Nerven schädigen und zu Inkontinenz führen.
Wie wird Inkontinenz behandelt?
Zum Glück gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten. Die Therapie hängt von der Art und Ursache der Inkontinenz ab:
- Beckenbodentraining: Gezielte Übungen können die Muskulatur stärken und die Kontrolle über die Blase verbessern.
- Blasentraining: Durch bewusste Verzögerung des Toilettengangs kann die Blasenkapazität erhöht werden.
- Medikamente: Je nach Form der Inkontinenz können bestimmte Wirkstoffe helfen, die Blasenmuskulatur zu entspannen oder zu stärken.
- Hormontherapie: Frauen in den Wechseljahren profitieren teilweise von östrogenhaltigen Salben oder Pflastern.
- Operationen: In schweren Fällen kann eine OP helfen, etwa durch das Einsetzen eines Bändchens zur Unterstützung der Harnröhre.
- Hilfsmittel: Von Einlagen über spezielle Unterwäsche bis hin zu Kathetern gibt es viele Möglichkeiten, den Alltag zu erleichtern.

Kann man Inkontinenz vorbeugen?
Ja, einige Maßnahmen können helfen, das Risiko zu senken:
- Beckenboden stärken: Regelmäßige Übungen – auch präventiv – halten die Muskeln fit.
- Gesundes Gewicht halten: Jedes Kilo weniger entlastet den Beckenboden.
- Nicht rauchen: Chronischer Husten belastet die Blase.
- Viel trinken: Weniger Flüssigkeit hält den Urin konzentriert und kann die Blase reizen.
- Toilettenverhalten optimieren: Regelmäßige Toilettengänge ohne übermäßiges Pressen beugen Problemen vor.
Wann sollte man zum Arzt?
Inkontinenz ist behandelbar – aber nur, wenn sie ernst genommen wird. Wer über längere Zeit hinweg ungewollten Urinverlust bemerkt, sollte nicht zögern, ärztlichen Rat einzuholen. Besonders, wenn zusätzlich Schmerzen, Blut im Urin oder ein plötzlicher Kontrollverlust auftreten, ist eine medizinische Abklärung notwendig.
Inkontinenz ist kein Schicksal, das man hinnehmen muss. Es gibt viele effektive Behandlungsmethoden, die Betroffenen helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Der erste Schritt ist, offen über das Thema zu sprechen und ärztliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.