Vom Schnupfen bis zur Lungenentzündung

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Dieser Artikel erklärt verständlich, wie Atemwegserkrankungen entstehen und welche Behandlungen helfen. Erfahre, wie Du Dich in der kalten Jahreszeit vor Infektionen schützt und Dein Immunsystem stärkst.
23.01.2025
Text: Julia Alber; Illustrationen: Katharina Bitzl
Rund zehn- bis 15-mal pro Minute atmen wir – ganz automatisch. Oft wird einem dieser Vorgang erst bei Atemwegserkrankungen bewusst.
Mit jedem Luftholen wird dem Körper Sauerstoff zugeführt und mit jeder Ausatmung das im Verlauf der Stoffwechselvorgänge entstehende Kohlendioxid abgegeben. Atmen ist lebensnotwendig. Beim Einatmen passiert die Luft die oberen Atemwege – Nase, Nasennebenhöhle, Rachenraum –, gelangt dann in die unteren Atemwege – Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien – bis zur Lunge. Dort findet der Gasaustausch statt: in rund 300 Millionen Lungenbläschen, die von einem Netzwerk feinster Blutgefäße umgeben sind – den Lungenkapillaren.
Schutzbarriere Flimmerhärchen – Die Abwehr der Atemwege
Atemwegsinfektionen gehen meist mit Kälte Hand in Hand. Das Immunsystem ist geschwächt, trockene Heizungsluft reizt die mit einem Teppich aus Flimmerhärchen ausgestatteten Schleimhäute des Atemtrakts, die kleinste Staubpartikel, Schadstoffe und Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze abwehren. „Es sind die unterschiedlichsten Krankheitserreger, die eine Entzündung der Atemwege hervorrufen“, erklärt Prof. Dr. Claus Neurohr, Chefarzt am Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart. „In der Mehrzahl der Fälle sind es jedoch Viren wie etwa das für Grippe verantwortliche Influenzavirus, das hinter einer Schnupfennase stehende Rhinovirus oder das Coronavirus.“ Aber auch Bakterien können unter anderem für eine Lungenentzündung, Keuchhusten, eine Entzündung der Nasennebenhöhlen, der Bronchien oder des Rachens verantwortlich sein.

Tröpfcheninfektion – So verbreiten sich Viren und Bakterien
Viren wie Bakterien werden beim Niesen, Husten, Sprechen von den Erkrankten als feinste Tröpfen freigesetzt – und können dann vom Gegenüber eingeatmet werden. Auch im direkten Kontakt kann man sich anstecken und indirekt, wenn man Gegenstände anfasst, an denen sich die Krankheitserreger befinden, und sich nachfolgend mit den Händen über das Gesicht fährt.
Erkältung, Grippe und Covid-19 – Unterschiede und Behandlung
Erkältung, Grippe (Influenza) wie auch Covid-19 lassen sich anhand der Symptome fast nicht unterscheiden. Der grippale Infekt, die typische Erkältung, wird durch verschiedenste Viren hervorgerufen und verläuft meist harmlos mit Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, teils auch mit Fieber. Ruhe und viel trinken ist angesagt, wenn es einen erwischt hat. Abschwellende Nasentropfen, Inhalieren und Halsschmerztabletten können helfen, die Symptome zu lindern.
Im Gegensatz zum grippalen Infekt treten bei der hoch ansteckenden Grippe (Influenza) Fieber und Krankheitsgefühl typischerweise ganz plötzlich auf. Infizierte plagen oft Kopf- und Muskelschmerzen, Husten und Halsschmerzen. Die Grippe kann sehr mild verlaufen, dann lassen sich die Symptome wie beim grippalen Infekt lindern, gegebenenfalls kombiniert mit Schmerz- und Fiebermitteln. „Bei älteren Menschen, chronisch Kranken und Schwangeren kann es aber auch schwere Verläufe geben bis hin zu einer Lungenentzündung oder gar dem Tod“, warnt Facharzt Neurohr. Einen wirksamen Schutz bietet die Grippeschutzimpfung, die jährlich auf die erwarteten Krankheitserreger abgestimmt ist. Innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Beschwerden können auch Medikamente gegen das Grippevirus gegeben werden.
Ein Test schafft Klarheit, ob es sich um eine Infektion mit dem Coronavirus handelt. Auch hier gilt: Besonders ältere und vorerkrankte Menschen können schwer an Covid-19 erkranken, eine starke Atemnot entwickeln. Eine Impfung bietet Schutz, Medikamente können den Krankheitsverlauf abmildern.
Bronchitis und Lungenentzündung – Wenn Schleimhäute und Lunge entzündet sind
Häufig gehen der akuten Bronchitis, bei der es zu einer Entzündung der Schleimhäute in den Bronchien kommt, Entzündungen im Nasen- und Rachenraum voraus. Die Symptome der meist durch Viren verursachten Erkrankung: Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten – erst trocken, später schleimig, zähflüssig. Sich schonen und viel trinken ist angesagt sowie inhalieren, um den Schleim zu verflüssigen. Brustwickel und Einreibungen können zur Linderung beitragen. Antibiotika kommen nur zum Einsatz, wenn der klare Schleim gelblich oder grünlich wird, da dann die entzündeten Schleimhäute zusätzlich von Bakterien befallen sind.

Personen mit besonderem Risiko – Was ältere Menschen beachten sollten
Bakterien, Viren und auch Pilze können eine Lungenentzündung hervorrufen. „Ursache für die typische Pneumonie sind Bakterien“, erklärt Professor Claus Neurohr. Plötzliches Fieber, Schüttelfrost, Husten und Atemnot sind typische Symptome. Durch die Entzündung schwellen die betroffenen Lungenbereiche an, und der Gasaustausch ist beeinträchtigt – Atemnot kann sich einstellen. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika, gegebenenfalls auch mit fiebersenkenden Medikamenten. Wichtig ist, viel zu trinken, auch Schleimlöser und das Inhalieren helfen. Für über 60-Jährige wird eine jährliche Impfung gegen Pneumokokken empfohlen, die in vielen Fällen eine Lungenentzündung verursachen.
Bei älteren Menschen, Personen mit chronischen Krankheiten, Säuglingen und Kindern besteht die Gefahr, dass eine Atemwegserkrankung einen schweren Verlauf nimmt. Risikopatientinnen und -patienten sollten daher achtsam sein. „Wenn bei älteren Menschen die Atemfrequenz nach oben geht, wenn sie verwirrt scheinen, der Blutdruck sinkt und sie fiebrig sind, sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden“, rät Chefarzt Neurohr. Für alle anderen werde dieser Schritt jedoch erst wichtig bei hohem Fieber, wenn man sich schlapp fühlt, das Atmen schwerfällt.
Beste Prophylaxe – Gesunde Atemwege stärken
Wer einer Atemwegserkrankung vorbeugen möchte, tut besonders in der kalten Jahreszeit gut daran, Menschenmengen zu meiden, und sollte das Händewaschen nie vergessen. „Der allerbeste Schutz sind gesunde Schleimhäute, daher nicht rauchen oder schnell damit aufhören“, betont Professor Claus Neurohr, und er rät dazu, die angebotenen Impfungen wahrzunehmen. Abgesehen davon gilt ganz allgemein: Ein starkes Immunsystem hält viel ab. Daher auf eine gesunde Ernährung achten und ausreichend schlafen. Gerade in Zeiten warmer, trockener Heizungsluft tut Bewegung an der frischen Luft besonders gut und ist regelmäßiges Lüften sinnvoll, um eine gewisse Luftfeuchtigkeit im Zimmer zu halten. Wer übrigens durch die Nase einatmet, hält zudem mehr Krankheitserreger ab.
Überlieferte Hausmittelchen
Die entzündete Schleimhaut in Mund und Rachenraum feucht halten ist bei Halsschmerzen wichtig. Die Devise daher: viel trinken. Tees aus Salbei, Thymian, Kamille oder auch Ingwer bieten sich an.
Ein Löffelchen Honig im Mund zergehen lassen kann sich beruhigend auf die Schleimhäute auswirken. Honig wirkt desinfizierend.
Immer wieder gut bei Entzündungen im Hals: Gurgeln – mit einer Lösung aus der Apotheke oder zum Beispiel auch zwei- bis dreimal täglich rund zwei Minuten lang mit Salzwasser. Für diese Gurgellösung gibt man einen halben Teelöffel Kochsalz in 250 ml lauwarmes Wasser.