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Wenn Knorpel schwindet

Ein älterer Mann sitzt auf dem Bett und hält sich den unteren Rücken

Text: Julia Alber; Fotos: Adobe Stock/Art_Photo, Adobe Stock/narstudio, Adobe Stock/Von Jo Panuwat D

„Arthrose ist ein Gelenkverschleiß. Es kommt dabei zum irreversiblen Knorpelabbau“, erklärt Professor Dr. Peter Aldinger. Der Ärztliche Direktor der Orthopädischen Klinik Paulinenhilfe in Stuttgart ist immer wieder als Experte gefragt, wenn es um Arthrose geht. So steht er etwa auch der Deutschen Arthrose-Hilfe mit seinem Fachwissen zur Seite. Steifheitsgefühle in den betroffenen Gelenken, mitunter auch Schwellungen sind erste Anzeichen einer Arthrose. Mit der Zeit kommt es zu Schmerzen bei Belastung, später durchaus auch in Ruhe. In ihrer Beweglichkeit werden die Gelenke immer mehr eingeschränkt.

Der Stoßdämpfer versagt

Arthrose kann prinzipiell alle Gelenke betreffen. Am häufigsten sind jedoch Knie-, Hüft- und Fingergelenke betroffen. Im arthrotischen Gelenk kommt es zum Abbau des Gelenkknorpels, der eine wichtige Funktion hat. Als stabile, elastische Schicht findet er sich zwischen den beiden Knochenenden, die das Gelenk bilden. Dort wirkt er wie ein Stoßdämpfer. Bei Belastung wird er gestaucht, danach dehnt er sich wieder aus. Ohne ihn würden die Knochenenden bei jeder Bewegung aneinander reiben.

Eine Ärztin hält die Hand einer Patientin zur Untersuchung.
Knie-, Hüft- und Fingergelenke sind am häufigsten von Arthrose betroffen.

Die Ursachen für den Knorpelverschleiß können unterschiedlicher Art sein. „Unfälle, angeborene Fehlstellungen wie etwa X- oder O-Beine können einen Verschleiß bedingen, aber auch Überbelastung und insbesondere Übergewicht“, zählt Professor Aldinger auf. Wer bedenkt, dass etwa das Knie allein beim Gehen das 2,5-Fache des Körpergewichts abfedern muss, kann sich vorstellen, wie schwer jedes zusätzliche Kilo wiegt. Schließlich kann auch zu wenig Bewegung mit einem Abbau des Knorpels einhergehen, denn: „Der Knorpel wird nicht durchblutet. Damit er sich mit Nährstoffen versorgen kann, ist Bewegung wichtig“, erklärt der Orthopäde. Nur so kann er bei jeder Ausdehnung nach einer Belastung die ihn nährende Gelenkflüssigkeit aufsaugen.

Ein kaputter Knorpel lasse sich „noch nicht“ heilen, sagt Professor Aldinger, aber mit dem richtigen Verhalten könnten die Betroffenen einen weiteren Abbau hinauszögern und die Symptome lindern. Bis auf die akuten Entzündungsphasen rät er daher zu Bewegung. „Immer in Bewegung bleiben“ ist die Devise, denn das trägt nicht nur zur Ernährung des Knorpels bei. Wer sich bewegt, tut auch was für seine Muskeln. „Je geschädigter der Knorpel ist, umso wichtiger wird die Muskulatur, die das Gelenk sicher führt“, betont der Facharzt. Angeraten ist etwa Radfahren auf dem Hometrainer oder mit elektrischer Unterstützung, damit die Belastung nicht zu groß wird. Nordic Walking, Wassergymnastik und Schwimmen tun ebenfalls gut. Im Rahmen einer Physiotherapie kann mit gezielten Übungen an der Beweglichkeit des Gelenks und dem Muskelaufbau gearbeitet werden. Auch für von Arthrose geplagte Finger bietet sich Krankengymnastik an.

Ein junger Mann beim Joggen hält sein schmerzendes Knie.
Außer in Entzündungsphasen rät der Experte Arthrose-Betroffenen zu Bewegung.

Ausgewogen und gesund ernähren

Ein weiterer entscheidender Rat ist der Abbau von Übergewicht – und mithin meist eine Ernährungsumstellung. Eine spezielle Ernährung für Arthrosepatienten gibt es nicht. Einfach ausgewogen und gesund sollte man essen – also auf viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte achten ‒ und Alkohol, Zucker, ungesunde Fette und Fleisch eher vom Speiseplan streichen. Rührt der Knorpelabbau von einer Fehlbelastung her, können Einlagen in den Schuhen helfen, diese Belastung zu umgehen. Gegebenenfalls lassen sich Fehlstellungen auch mittels einer Operation korrigieren. Von Nahrungsergänzungsmitteln wie auch dem Einsatz von Hyaluronsäure hält Professor Aldinger nicht viel – es gebe einfach keine aussagekräftigen Studien, betont er. Es spricht nichts dagegen, für kurze Zeit Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac einzunehmen, da diese auch gegen die Entzündung wirken. Man sollte aber immer die Nebenwirkungen bedenken, warnt der Mediziner, und die Einnahme nicht zu lange fortführen. Schmerzlindernd wirken etwa auch Kohlwickel.

Wer auf sein Gewicht und Bewegung achtet, kann ein künstliches Gelenk lange umgehen. Ist dieses dann doch angeraten, rät Professor Peter Aldinger: „Achten Sie bei der Wahl der Klinik darauf, dass dort mindestens 1000-mal pro Jahr diese Operation durchgeführt wird.“

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