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Sich selbst nicht aus den Augen verlieren

Präventionsangebote für Pflegekräfte

Text: Sonja Feihle; Bilder: Adobe Stock/Asier, Adobe Stock/Mix and Match Studio, Adobe Stock/dark_blade, Adobe Stock/Kudryavtsev

In der Corona-Pandemie wurde es deutlich wie nie zuvor: Pflegekräfte leisten anspruchsvolle und – körperlich und seelisch – anstrengende Arbeit. Umso wichtiger ist es, dass Pflegekräfte gut gerüstet sind, mit Belastungen umzugehen und ihren Arbeitsalltag so zu bewältigen, dass sie den Herausforderungen auch dauerhaft standhalten. Das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) und die Bosch BKK haben gemeinsam eine Reihe von Projekten entwickelt, die Pflegekräfte dabei unterstützen sollen – beginnend bei den Auszubildenden bis hin zu den Führungskräften. Drei Projekte stellen wir Ihnen hier vor:

„Stark in der Pflege“-Kurs für Krankenpflegehilfskräfte

Als junger Mensch kann man hohe Belastungen einfacher wegstecken? Das mag für körperliche Belastungen zutreffen. Doch die Berufsfachschule für Pflege nimmt immer öfter wahr, dass bereits Auszubildende hohe Fehlzeiten haben, häufig aufgrund von psychischen Beschwerden. Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflegehilfe des RBK bekamen daher während des gesamten Ausbildungsjahres die Gelegenheit, sich mit den speziellen Belastungen ihres gewählten Berufs auseinanderzusetzen – und gute Lösungen für sich zu erarbeiten. An je zwei Tagen beschäftigten sie sich mit den Themen Resilienz und Selbstwirksamkeit, Kommunikation und Konflikt sowie Stress und Selbstmanagement. Zum Beispiel ging es darum, sich realistische Ziele für die Ausbildung zu setzen und mit emotionalen Herausforderungen so umzugehen, dass man sie erfolgreich meistern, sich gegen seelische Belastungen abgrenzen kann – und gestärkt aus bewältigten Lernschritten hervorgeht. Ferner ging es darum, sich und die eigene Lebenssituation so gut zu organisieren, dass gesundheitlich belastende Stresssituationen vermieden werden.

Ärztin meditiert
Persönliche Ziele helfen, um sich schon in der Ausbildung mit der Belastung auseinanderzusetzen

„Gesunde Führung – Self care und Staff care“

Führungskräfte des RBK wurden im Rahmen von zwei eintägigen Workshops zu den Themen „Gesunde, wertschätzende Selbstführung“ und „Gesunde, wertschätzende Mitarbeiterführung“ geschult. Die Erkenntnis, dass Führung und Gesundheit eng zusammenhängen, hat sich inzwischen durchgesetzt. Denn nur gesunde und motivierte Mitarbeitende können die Leistung abrufen, die von ihnen erwartet wird. Doch wer achtet eigentlich auf die Gesundheit der Führungskräfte? Hier ist Selbstfürsorge ebenfalls wichtig. Im ersten Workshop wurden die Führungskräfte daher sensibilisiert, auch die eigene Gesundheit nicht aus den Augen zu verlieren und sich zum Beispiel mit folgenden Fragen auseinanderzusetzen: Wie kann ich meine eigenen Leistungsressourcen steuern, optimieren und gleichzeitig einen guten Umgang mit mir selbst pflegen? Wie gehe ich mit meiner „Doppelrolle“ als Führungskraft und Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter um? Und wie kann ich festgefahrene Verhaltensmuster durchbrechen? Der zweite Workshop entschlüsselte dann, wie es gelingt, als Führungskraft gute Rahmenbedingungen für die Arbeit der Mitarbeiter zu schaffen und dadurch Wohlbefinden und Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu ermöglichen.

Ärztin hält Herz in den Händen
Gesundheit und Führung geht Hand in Hand

„AusGleich“-App für Pflegekräfte

Im Bereich der digitalen Angebote wurde ein innovatives Pilotprojekt umgesetzt, für das interessierte Teilnehmer des RBK gewonnen werden konnten: die Entwicklung einer App zur Stressbewältigung speziell für Pflegekräfte. Die sogenannte „AusGleich“-App ist ein digitales Präventionsangebot, das Pflegekräfte von überall aus abrufen können. Sie soll ihnen dabei helfen, Gesundheitsfürsorge zu betreiben und so stressbedingte Krankheiten zu vermeiden. In der App werden verschiedene Gesundheitsparameter, die zuvor über einen am Körper getragenen Sensor individuell ermittelt werden, analysiert und visualisiert. Je nach Ergebnis bietet die App dem Nutzer dann individualisierte Übungen zur Stressbewältigung an. Welchen Effekt die umgesetzten Übungen auf ihre Vitalwerte haben, sehen die Pflegekräfte ebenfalls in der App. So können sie die Auswirkungen unterschiedlicher Situationen auf ihren Körper sofort erkennen, zum Beispiel Belastungen im Pflegealltag, Zeitdruck, aber auch die Wirkung von Entspannungsübungen, Sport oder genügend Schlaf. Das kann ein verbessertes Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig und wirkungsvoll Methoden zur Entspannung und Regeneration sind – und es motiviert, diese in den Alltag regelmäßig einzubauen.

Smartphone mit App
Das Robert-Bosch-Krankenhaus entwickelt eine App zur Stressbewältigung für Pflegekräfte

Und wie geht es jetzt weiter? Aufgrund der positiven Resonanz wollen RBK und die Bosch BKK die Präventionsangebote weiter ausbauen. Im RBK ist dabei nicht nur der Weiterbildungsbereich eingebunden, sondern auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement.